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2024 in Japan


Die Wahl fällt auf Maximilian II. und Justine I.

Maximilian II. von Hindlongs-Adel zu Danzig und Breslau und Justine I. werden dem Ober-Abtsteinacher Karnevalclub (OKACLU) in der aktuellen Fastnachtskampagne voranstehen. Beide übernahmen bei der traditionellen Inthronisation der Hoheiten der fünften Jahreszeit in und vor der Burgschänke „Zum Gude Drobbe“ Umhang und Zepter von ihren Amtsvorgängern Prinz Axel I., „Turmregent zu Mackenheim“, und Prinzessin Laura I.
Auch in diesem Jahr hatten sich die Jecken aus dem Überwald in Sachen operative Informationssicherheit mal wieder bis zum Schluss selbst übertroffen, was die Geheimhaltung der Identität der beiden Lieblichkeiten bis zum allerletzten Moment angeht.

Gar nicht so einfach

Das sei gar keine so einfache Sache, sagte Bürgermeisterin Angelika Beckenbach. Schließlich sei bereits Tage zuvor die Gerüchteküche in Ober- und Unter-Abtsteinach immer kräftig am Brodeln. Grund genug für das OKACLU-Komitee, bei der Inthronisation ganz tief in die Trickkiste der Desinformation zu greifen. Das mit schwarzem Umhang und Maske verkleidete – vermeintliche – Prinzenpaar, das unter pompöser Musik und durch Kunstnebelschwaden per Sänfte zum Inthronisationsort gebracht wurde, entpuppte sich als geschicktes Ablenkungsmanöver. „Es ist eine Riesenfreude, euch an der Nase herumzuführen“, sagte OKACLU-Präsident Dr. Claudius Disam, als die beiden Vermummten die Masken fallen gelassen hatten. Stand das wahrhafte Prinzenpaar doch schon die ganze Zeit mitten unter den Zuschauern und hatte auf diese Weise erfolgreich sämtlichen „Fastnachtshoheitsspekulierern“ den Narrenspiegel vorgehalten, da es durch seine Anwesenheit wirklich niemand mehr auf dem Zettel hatte.
Der anschließenden Feier in und vor der Burgschänke zum Start in die fünfte Jahreszeit tat dieser vortreffliche Schelmenstreich freilich keinen Abbruch. In den Räumlichkeiten der Burgschänke hatte Disam beim vorangegangenen OKACLU-Komitee- Treffen die bis dahin amtierenden Hoheiten in die Bürgerlichkeit zurück entlassen.

Dank an die Vorgänger

Nachdem Theo Kohl mit Stimmungshits auf dem Akkordeon erfolgreich zum gemeinsamen Singen und Feiern animiert hatte und Disam die Bürgermeisterin, den OKACLU-Ehrenpräsidenten Hans-Peter Gärtner sowie die Ehrensenatoren begrüßt hatte, dankte Disam Prinz Axel I., „Turmregent zu Mackenheim“, und Prinzessin Laura I. für die Regentschaft in der abgelaufenen Kampagne.
Beide hätten gezeigt, dass sie als Regenten eine sehr gute Wahl gewesen seien, und hätten viel dazu beigetragen, dass die gesamte Kampagne von viel Spaß und Freude begleitet worden sei. „Es fällt schwer, euch gehen zu lassen.“ Ein wenig Wehmut nun zum Abschied, aber auch eine wunderschöne Zeit, das habe die Regentschaft dem Prinzenpaar beschert, sagte Axel I. Das Prinzenpaar habe jede Sekunde der Kampagne genossen, selbst dann, wenn ihm das Repräsentieren der Abtsteinacher Fastnacht bei vielen Sitzungstermine vor Ort und bei befreundeten Korporationen einiges an Anstrengung abverlangt hatte.

Übergabe der Insignien

Auf dem Hof der Burgschänke übergaben die ehemaligen Regenten die Insignien der Macht an ihre Nachfolger, die an ihrem ersten Tag als neues Fastnachtsprinzenpaar beim Entgegennehmen der etlichen Begrüßungsglückwünsche der Bürger, der Vertreter der Politik und Vereine und der befreundeten Karnevalskorporationen einiges zu tun hatten.
Mit der Inthronisation der Fastnachtshoheiten gelang dem OKACLU ein gelungener Start in die Fastnachtskampagne, der die Bürger der Überwäldergemeinde entgegenfiebern. Das bewies die große Resonanz der Öffentlichkeit an diesem Abend. uf

OKACLU entführt die Zuschauer in einen fernöstlichen Kaiserpalast

Japan ist das diesjährige Motto, und der OKACLU setzt das Thema in sieben ausverkauften Prunksitzungen nach typisch „Owwer-Stoanischer“ Manier hervorragend um. Über dem närrischen Spektakel thront majestätisch der Fuji und mehr als 2000 Zuschauer begleiten das Spiel der Akteure mit Begeisterung und viel Helau.
Als der Vorhang sich nachts um halb eins langsam schließt, fragt man sich verwundert: Wer hat an der Uhr gedreht? Jeder Blockbuster hat Längen, aber der OKACLU (Ober-Abtsteinacher Karnevalsclub) schafft es mit einer tempo- und abwechslungsreichen Bühnenshow, dass die Stunden im Nu verfliegen und das Zeitgefühl außer Kraft gesetzt wird. Das liegt an der gewohnt vielschichtigen Mischung aus Tänzen, Sketchen, Büttenreden und Gesangsbeiträgen, bei denen auch die Zuschauer kräftig mitmischen.
Jugendheim im Abtsteinach ist Schauplatz der OKACLU-Prunksitzungen
Kein Zufall also, dass das Jugendheim, Schauplatz der Prunksitzungen, auch in diesem Jahr siebenmal ausverkauft ist. Mehr als 2000 Zuschauer begleiten das viereinhalbstündige Programm, das über 100 Mitwirkende des OKACLU auf die Beine gestellt haben. Doch bereits die Kulisse lohnt, genauer betrachtet zu werden: die Skyline der japanischen Metropole mit dem unermüdlich blinkenden Tokio-Tower. Daneben das traditionelle Tor zum kaiserlichen Palast und links ein bunter Nudel-Schnellimbiss. Über all dem thront der Fuji, umrankt von Kirschblüten.
Tradition und Moderne aufs Beste vereint – das offenbart, mit wie viel Liebe zum Detail sich der OKACLU mit seinem diesjährigen Motto „Japan“ auseinandergesetzt hat. Die närrische Show ist fluoreszierend koloriert, was dank der fantastischen visuellen Lichteffekte richtig zur Geltung kommt. Verstärkt wird der Gesamteindruck von einer bemerkenswert professionellen Tontechnik – ein Klangerlebnis, das ins Staunen versetzt.

Drache statt Boa

Hinzu gesellt sich die Bühnenpräsenz der einzelnen Aktiven des Vereins. Sie nehmen das Publikum mit, jeder auf seine Weise. Immer wieder gibt es ein Miteinander über die Bühnengrenze hinweg, ob beim Singen, Schunkeln oder wenn wohlvertraute und lieb gewonnene Figuren das Rampenlicht betreten. Auf den Punkt genau begleitet Theo Kohl den Abend mit Livemusik und treibt das Stimmungsbarometer bereits vor dem eigentlichen Sitzungsbeginn mit einer Schunkelrunde nach oben. Präsident Dr. Claudius Disam moderiert die Prunksitzungen zwischen den Stücken knapp und humorvoll, dabei rückt er die Eigenheiten Japans immer wieder ins Zentrum. Besonders kunstvoll spiegelt sich das Motto in den Kostümen wider: authentisch, aufwendig, zuweilen quietschbunt, aber stets detailverliebt. Modernes und klassisches Japan geben sich die Klinke in die Hand. Samurai aus der Edo-Zeit, Geishas und Ninjas treffen auf Manga-Superheldinnen, Hello Kitty und Pokémons. Weil es für die Boa Narhalla noch zu früh ist, schlängelt sich der tanzende Neujahrsdrache durchs Publikum hindurch.

OKACLU hat ein Herz für „Flamingo Dolores“

Sascha Bassauer verwandelt die Bütt wieder in einen Schulhof. In seiner Paraderolle als Lehrer plaudert er über seinen Alltag. Aus „verrückten Zeiten“ wird bei ihm eine „Zeit mit Verrückten“. Früher wusste man wenigstens, wer der Depp im Dorf ist. „Jetzt schießen sie wie Pilze aus dem Boden.“ Mehr noch: „Die Dummheit hat aufgehört, sich zu schämen“, sagt er nachdrücklich. Der Lehrer setzt eins drauf, als er sich die politisch korrekte Sprache vorknöpft („Soll aus Pippi Langstrumpf nun etwa eine urinierte Stretchsocke werden?“). Genauso kritisch sieht er die Anmachversuche heutiger Schüler („Hey Schnitte, schon belegt?“). Beim Gendern zuckt er in der Bütt nur noch mit den Schultern: „Das mach’ ich nicht, ich habe einen Schulabschluss.“
Von Tom Beckenbach an der Gitarre begleitet, wird der selbst ernannte Pädagoge dann romantisch, als er das Schmachtlied über „Flamingo Dolores“ singt, an die er einst sein Herz verlor. Die erste Rakete des Abends von vielen startet. Um Liebe drehen sich die Gedanken der drei „Stammtischbrüder“ weniger, mehr um philosophische Fragen rund um das politische Zeitgeschehen. Dabei fallen ihnen aber auch ein paar seltsame Wortschöpfungen ein wie „transfinanziell“ („Ich bin ein reicher Mann im Körper eines armen Schluckers“). Auf das weibliche Geschlecht kommt das Trio, das seit dem Vorjahr in dieser Besetzung auftritt, schließlich doch noch zu sprechen: „Erst hat uns Gott an jeder Ecke schöne Frauen versprochen, dann hat er die Erde rund gemacht.“ Einen Ratschlag haben sie abschließend parat: „Man soll Frauen nie beim Schweigen unterbrechen.“

Trinkfreudige "Reha-Raketen"

Die Retourkutsche kommt stimmgewaltig. Denn beim Austeilen gegen das andere Geschlecht sind die „Reha-Raketen“ erfinderisch und mindestens ebenso trinkfreudig. Doch ihr eigentlicher Feind heißt Diät. In grünen Smoothies wollen die drei Damen partout kein Genusserlebnis entdecken, auch wenn es noch so nett von Prinzessin Justine serviert wird: „Die haben ja nur 24 Vitamine, Jägermeister hat 56 Kräuter“. Erst als der attraktive Yogalehrer Sascha die Damen zum Dehnen mit „Katze“ und „Kuh“ ermuntert, erstürmen sie die Gymnastikmatten.
In derlei Verrenkungen üben sich auch die „Seniorenbeauftragten“ des OKACLU. Petra Berbener mit Rollator und Vizepräsident Otto Rettig erklären in ihrem Oldie-Sketch, dass „Vorbeugen besser ist als zurücklehnen“, wobei sie es eher beim Frauenarzt versucht. Er hingegen schwärmt vom „einbeinigen Storch“ und „umherschauenden Rhinozeros“. Das Prinzenpaar Maximilian und Justine Hintenlang singen in einem Duett, dass sie „den OKACLU im Herzen“ tragen. Und die ewige Abtsteinacher „Rivalität“ zwischen Ober- (Max) und Unterort (Justine) lassen die beiden versöhnlich ausklingen: „Das ist gelebte Diversität“.

Auf nach „Owwafutschi“

Zurück nach Japan zieht es die „Owwer-Stoanischer Originale“, gemeint sind de Philipp und de Sepp, die mit ihrem Loblied an die „japanische Reblaus“ die Gäste mitnehmen. Reihum wird mit Weingläsern angestoßen, es wird geschunkelt und die erste Zugabe ist fällig. Standesgemäß ist das die Nationalhymne des OKACLU „No, mer gehn net hoam“, bei der alle, Gäste wie Mitwirkende, mitgehen.
Wie es die Tradition des OKACLU gebietet, ist das Prinzenpaar nach der Pause mittendrin im Sketch und vorneweg. Denn Prinz Maximilian II. macht sich mit Höfling „Hau en um“ auf die Suche nach dem Edelweiß, während seine Lieblichkeit Prinzessin Justine I. mit ihrer Dienerin „Scheng oi“ zurück im Palast bleiben muss. Auf den Weg nach „Owwafutschi“ begegnen ihnen skurrile Gestalten, auch einigen, die man in Japan weniger vermutet: von einer Schamanin (fantastisch als dunkle Fee kostümiert) über Udo Lindenberg (zwar die jüngere Version, dafür täuschend echt) bis Reinhold Messner, der etwas Alpenglühen verbreitet.
Doch als das Kraut nicht nur vom Berg verschwindet, sondern obendrein von Godzilla geraubt wird, ist für den Yeti (Otto Rettig weißgepudert) Schluss mit lustig. Da legt der sanfte Bergmensch sein pinkfarbenes Gießkännchen beiseite, greift zur Keule und bereitet dem Spuk ein Ende: Tokio ist gerettet und der Prinz auch.

Großer Auftritt bei OKACLU-Sitzung

Bei jeder Sitzung haben die Tanzgruppen des OKACLU ihren großen Auftritt. Die „Dream Girls“ schweben mit ihren Leuchtschirmen durch die Sitzreihen, plötzlich wird der Beat aufgedreht und die Tänzerinnen bilden mit schwarzen Glitzermasken eine Formation. Die „No Limits“ nehmen sich in ihrer Choreografie den Heldinnen aus dem Anime-Klassiker „Sailor Moon“ an und die „kaiserliche Garde“ („der Stolz des OKACLU“) webt Kampfelemente in ihren Auftritt ein. Schließlich erleben die Gäste den rasanten tänzerischen Höhepunkt, als das Showballett frei nach „Fast and Furios – Tokyo Drift“ einheizt, es ist eine Performance mit Autoreifen, ordentlich Bass-Sound und in Rekordgeschwindigkeit. „Unsere Tänzerinnen haben Benzin im Blut“, sagt ein beeindruckter Präsident.

Stoanischer Hochadel krempelt die Ärmel hoch

Als man denkt, das sei nicht mehr zu toppen, krempelt sich der Stoanische Hochadel die Ärmel hoch: Prinz Maximilian II. brilliert mit Bruder Julius als Zwei-Mann-Showact an einer Klanginstallation aus Abflussrohren, die von David Hintenlang gebaut wurde. Die beiden entlocken der „Höllenmaschine“ Hits, bei denen alle lauthals mitsingen. Die Stimmung nach der schweißtreibenden Darbietung übersteigt den Fuji bei Weitem. Alle stehen auf, um den Trommlern zuzujubeln, und fordern die nächste Zugabe. Ein gelungener Abschluss der Prunksitzung, bevor sich die Akteure auf der Bühne versammeln und ein finales Hoch auf die Fastnacht anstimmen. Dann wird der Tanz eröffnet.



Der OKACLU-Prinz reitet den Drachen

Prinz Maximilian II. schwingt sich bei der Prinzeneinholung in luftige Höhen. Sein Hofstaat, die „Fatzvögel“, zeigt sich bei Kartoffelwurst, Graubrot und Gurken hochzufrieden mit seiner Regentschaft. Wie die Boa Narhalla im Miniformat ablief.
Immer eine Woche vor der „Boa Narhalla“ zelebriert der OKACLU (Ober-Abtsteinacher Karnevalsclub) ein Spektakulum mit Musik, zünftigem Essen und viel Helau: die Prinzeneinholung. Zu diesem Anlass fährt der amtierende Prinz standesgemäß in einem aufwendig geschmückten Gefährt durch die Straßen. So gesehen ist der karnevalistische Festakt immer auch ein kleiner Vorgeschmack auf den großen Umzug am Faschingssonntag, sozusagen die „kleine Boa Narhalla“. Doch bereits für sich genommen ist die Veranstaltung ein Höhepunkt.

Närrisches Volk in Abtsteinach unterwegs

Diesmal ging es für den amtierenden Karnevalsprinzen hoch hinaus: In gut drei Metern Höhe steckte Prinz Maximilian II. „vom Hindlongs Adel zu Danzig und Breslau“ in einem überdimensionalen Drachenkopf, der wiederum in luftiger Höhe schwebte. Von dort oben jubelte er seinem närrischen Volk zu. Die Bürger winkten vom Straßenrand aus zurück; an einigen Häusern wehten die Fahnen in den Vereinsfarben des OKACLU: rot, weiß, blau und gelb.
Prinz Maximilian II. bestieg mutig den Drachen, und das OKACLU-Komitee bewies einmal mehr Ideenreichtum, wenn es darum ging, das Motto – in diesem Kampagnenjahr ist es „Japan“ – ebenso fantasievoll wie aufwendig umzusetzen. Das freute den Hofstaat, auch „Fatzvögel“ genannt, der sich zahlreich eingefunden hatte, um dem Prinzen seine Aufwartung zu machen. Doch ausruhen konnte sich der Hochadel dort oben nicht, zwei wichtige Zeremonien warteten noch auf ihn.

Einkehr in die elterliche Residenz

Ein strammes Programm hatte der Adel am Sonntag zu absolvieren, und das begann nach guter Tradition mit einem Gelage. Dafür musste nicht nur der Prinz, sondern auch sein Gefolge zeitig aufstehen – und ordentlich Hunger mitbringen. Gegen halb neun versammelten sich der närrische Hofstaat, die Hofkapelle KKM und allerlei „Fatzvögel“ bei Prinz Maximilian II. in der elterlichen Privatresidenz. Hier hatte die Familie für die Gästeschar reichlich aufgetischt, sodass alle Karnevalisten Kraft tanken konnten. Bestens gestärkt setzte sich hernach der Prinzenzug in Bewegung.

OKACLU-Präsident empfängt den Prinzen

Angeführt wurde der Tross durch die Straßen von „Hofarchivar“ Dr. Bernd Disam und seinem „Adjutanten“ Al Lammer. Es folgte die Hofmusikkapelle, das Komitee, selbstverständlich in Galauniform, und die Prinzengarde. Nach einem kurzen Zwischenstopp beim „Goldenen Bock“ in der Neckarstraße ging es schnurstracks ins festlich geschmückte Jugendheim. Dort begrüßte OKACLU-Präsident Dr. Claudius Disam die närrischen Untertanen, Eltern und Großeltern des Prinzenpaares.
Auch Ehrengäste, darunter Bürgermeisterin Angelika Beckenbach, waren anwesend. Mit Spannung wurde erwartet, wie „Hofarchivar“ Dr. Bernd Disam in diesem Jahr seine Laudatio gestalten würde. Disam bescheinigte auf Mittelhochdeutsch mit lateinischen Passagen eine lupenreine 66. Regentschaft. Das Paar hat den OKACLU nach bestem Wissen und Gewissen vorbildlich und närrisch durch die Kampagne „Japan“ geführt.

Vor dem Essen erst die „Giftprobe“

Danach richtete sich die Aufmerksamkeit wieder auf Prinz Maximilian II., weil er dem Komitee, den Akteuren und Hofmusikanten feierlich die Orden verlieh. Zum Abschluss stand ein fürstliches Mahl auf dem Tisch. Wieder eine lieb gewordene Tradition beim OKACLU, denn seit über 50 Jahren besteht der Schmaus aus Kartoffelwurst, Graubrot und Gurken. Niemand durfte sofort zugreifen, nicht bevor die „Giftprobe“ genommen wurde.

Bald rollt die „große Schwester“

Diese „heilige Pflicht“ übernahm „Ritter“ Stefan Arnold. Mit den Worten: „Es ist probieret, versuchet und bewähret, expertum est“ eröffnete er das Gelage, das in der närrischen Gemeinde Ober-Abtsteinach bis in die späten Abendstunden hinein dauern sollte. Damit war der Prinz feierlich eingeholt und alle Blicke richten sich von nun an auf den nächsten Sonntag, 11. Februar, dann rollt die „Boa Narhalla“ durch Ober-Abtsteinach.


Die Bürgermeister zu Gast in Stoanisch-Tokio

Abtsteinach und der OKACLU sind Gastgeber der 37. Auflage der närrischen Bürgermeisterfastnacht. Mitreißende Darbietungen begeistern das Publikum im voll besetzten Jugendheim - und die Rathauschefs zeigen sich mal von ihrer lustigen Seite.
Man nehme jeweils ein Stück vom Besten der Fastnachtssitzungen des Kreises Bergstraße und backe daraus eine Überraschungstorte. Das „Backergebnis“ war wieder einmal ein fulminanter vierfarbbunter Abend, serviert von elf Rathauschefs, die zur 37. Närrischen Bürgermeisterfastnacht eingeladen hatten. Man hatte keine Kosten und Mühen gescheut und diesmal nach Japan eingeladen – also fast: Station machte die Traditionsveranstaltung diesmal in Stoanisch – für die hochdeutschen Leser: Abtsteinach.
Da der dortige Karnevalsverein OKACLU das Land in Fernost in dieser Kampagne zum Motto hatte, wurde das auch für die Bürgermeisterfastnacht übernommen – samt fantastischem Bühnenbild, das die Bretter, die auch für Narren die Welt bedeuten, in eine grandiose fernöstliche Metropole verwandelte. Man konnte sich gar nicht satt sehen, so groß war die Liebe zum Detail.
Mit dem OKACLU-Ballett und einem „Hello Kitty“-Tanz samt lebensgroßer Comicfigur ging es los auf eine rund vierstündige Reise, die alles zu bieten hatte. Die Stoanischer Bürgermeisterin Angelika Beckenbach bewies, dass sie Fastnacht im Blut hat, und führte spritzig und unterhaltsam durch den Abend, unterstützt wurde sie vom Prinzenpaar und zahlreichen Helfern.

Reha-Raketen

Die Reha-Raketen, drei Abststeinacher Damen, zündeten die erste Bütt-Rakete. Sie tauschten Kurerlebnisse und Sorgen aus: „Ich muss wirklich auf meinen Bauch aufpassen“, meinte die eine angesichts des reichhaltigen Essensangebotes in der Reha, die sie übrigens „wegen chronischer Käsfieß“ aufsuchte. Darauf die andere: „Meinste net, der is grouß genug, um auf sich selbst aufzupasse?“ Tragisches erklärte die andere: „Isch hab ja meinen Mann verloren.“ „Mein Beileid.“ „Beim Shoppe im Rhein-Neckar-Zentrum.“
Sascha Weber, Bürgermeister von Wald-Michelbach, kündigte im Kostüm von Super Mario das Ballett „Galaxy“ der Hussmouge aus Aschbach an. Und die sorgten im Saal mit ihrem mitreißenden Auftritt als revoltierende Strafgefangene so richtig für Stimmung. Seinen Einstand feierte Erik Kadesch, Rathauschef von Mörlenbach. „Sein“ Fastnachtsverein, die Wasserschnecken, bot ein Riesenbaby auf, für das eine Schubkarre zum Kinderwagen umfunktioniert wurde. Riesenbaby war auch gleichbedeutend mit Riesenwindel – man wusste gar nicht, ob man hin- oder besser weggucken sollte. Nanny Loredana hatte einiges an Kräften aufzubieten, um das nach „Fleischworscht“ brüllende Kind auf den Wickeltisch zu hieven.
Bürgermeister Andreas Heun aus dem Lautertal schickte die Damen vom Landfrauenjobcenter auf die Bühne. Gleich sieben Frauen, von der Waschfrau bis zur Polizistin, verzückten mit einer originellen Choreografie. Ein im Vergleich zum Original deutlich verschlankter Pikachu alias Zwingenbergs Holger Habich hatte selbst mächtig Spaß beim Anblick des tollen Gardeballetts „Red Magics“, bei dem die Männer im wahrsten Sinne des Wortes eine tragende Rolle hatten. Ein schöner Augenschmaus.
Rimbachs Bürgermeister Holger Schmitt präsentierte im japanischen Kampfsportoutfit eine ebenso wunderbare Tanzgruppe, die nicht nur ihre süße rosa Barbie-Girl-Seite zeigte, sondern auch die etwas härtere Version in Schwarz. Da war für jeden was dabei. Schlag auf Schlag ging es weiter mit atemberaubenden Tänzen und köstlichen Büttenreden. Man kam gar nicht mehr raus aus dem Staunen, Klatschen und Lachen und geriet gehörig ins Schwitzen.
Das Showballett des OKACLU riss buchstäblich alle vom Hocker mit seiner fantastischen Choreografie unter dem Titel „The Fast And The Furious – Tokyo Drift“. Das spannende Kopf-an-Kopf-Autorennen als Tanz, das war hot, temporeich und anspruchsvoll. Eine mega Show!

Grundkurs in Hessisch

Eine große Herausforderung an die Lachmuskeln war der Auftritt von Sibylle Weihrich, die Bensheims Bürgermeisterin Christine Klein mitgebracht hatte. Von Weihrich gab’s einen Grundkurs in „Hessisch babble“, der kein Auge trocken ließ. Und so lernte der ganze Saal die „rischtisch Aussproach“ von „ch“, etwa in Wörtern wie „Aschebescher“ oder „wischtisch“. Dann gab’s noch ’ne Runde hessischer Schimpfwörter von „Dollbohrer“ bis „Urumpel“. Weihrich lief einmal mehr zur Hochform auf. Mit der Zeit wurden die gelehrigen Schüler immer besser.
Wer dachte, man könne sich dann etwas erholen, der irrte: Christine Bender, Erste Stadträtin von Heppenheim, hatte sexy Männer im Gepäck: das Männerballett des SV Erbach. Bürgermeister Rainer Burelbach verpasste so allerhand, doch er hatte eine andere mehr oder weniger närrische Veranstaltung: die Heppenheimer Stadtverordnetensitzung.
Die Erbacher Handballer legten direkt los und setzten mit Bender und Landrat Christian Engelhardt zwei „Opfer“ auf Stühle und beglückten diese mit einem heißen Lapdance. Die Gesichtsausdrücke beider: unbezahlbar. Und auch sonst schreckten die Erbacher nicht davor zurück, Tokio in einen Sündenpfuhl zu verwandeln. Bei ihrer mitreißenden Tanzeinlage flogen allerlei Kleidungsstücke ins Publikum. Und wer möchte nicht, dass ihm so ein schweißnasses Unterhemd mitten ins Gesicht fliegt?
Die Handflächen bereits wund geklatscht, ging es nahtlos weiter mit einem Gardeballett der Bürgerfunken, das sich ganz spontan in letzter Minute zusammengefunden hatte, wie Lorschs Bürgermeister Christian Schöning verriet. Die eigentlichen Tänzerinnen waren erkrankt. Es gab Spagat in allen Lagen, Beine in allen Höhen, Akrobatisches und Synchrones in atemberaubendem Tempo.

Schaffner aus Fürth

Im nächsten Moment kullerten die Lachtränen, als Wolfgang Arnold als Schaffner den Nerv der Zuhörer traf. Er erklärte, was Schaffnergeschwindigkeit ist, suchte den Bahnhof, denn „wir kommen ja selber net sou oft dohie zu so einem Bahnhof“. Sie wissen schon, Streik und so. Arnold bezeichnete Radfahrer als „,Borkenkäfer der Straße“, die „seit dem Klimawandel überhaupt keinen Winterschlaf mehr machen“, stellte fest, dass es nur noch in der Fürther Modellbahnwelt pünktliche Züge gibt, und ließ sich über die explodierenden Kosten für die Mörlenbacher Umgehungsstraße aus. Warum das Geld nicht lieber in eine ICE-Strecke zwischen Woinem und Merleboch investieren? Ganz großes Kino. Da hatte Fürths Bürgermeister Volker Oehlenschläger – wieder einmal – einen Knaller mitgebracht.
Heiß ging es weiter mit der Moulin-Rouge-Darbietung der Tanzgruppe „Extreme“ aus Birkenau, die Milan Mapplassary präsentierte. Eine sexy Darbietung in tollen Kostümen zu heißen Rhythmen. Der Abend gipfelte in einem Auftritt von Maximilian und Julius Hintenlang als „Two Man Group“, die – ganz nach dem Vorbild der „Blue Man Group“ – Unglaubliches aus mehr als 30 Plastikrohren herausholten: Durch bloßes Draufschlagen ertönten Hits von „Skandal im Sperrbezirk“ bis „Viva Colonia“ – der ganze Saal stand kopf und sang mit. Fantastisch. Der krönende Abschluss eines großartigen und mitreißenden Abends in Stoanisch.
Im nächsten Jahr, so verriet es Angelika Beckenbach am Ende der Veranstaltung, wird Mörlenbach Gastgeber der 38. Bürgermeisterfastnacht sein.

So schön war die Boa Narrhalla 2024

Die Boa Narrhalla ist in jedem Jahr der fulminante Abschluss der Abtsteinacher Fastnacht.
Wenn sich Ober-Abtsteinach in ein Meer von Bonbons und Konfetti verwandelt, die Kapelle mit der Musikanlage um die Wette spielt und sich neugierige Narren aller Altersklassen entlang der Straße stapeln, dann ist der Höhepunkt der „Stoanischer Fastnacht“ gekommen: Die Boa Narrhalla schlängelte sich – ganz der Tradition folgend – am Fastnachtssonntag durch die Straßen der Hardberggemeinde.
Noch bevor sich der Zug in Bewegung setzte, herrschte unter anderem am Rathaus ausgelassene Partystimmung. Dort wippten die Besucher und die „Promibühne“, auf der sich nicht nur Claudius Disam, Moderator und Präsident des Ober-Abtsteinacher Karnevalsclub (OKACLU), sondern auch die Bürgermeister und Gäste aus der Kreispolitik tummelten, im Takt der Musik. Moderationskollege Christian Birn gesellte sich dagegen lieber mitten in die Menge, die sich vor dem Gerüst versammelt hatte.

Mit Kreativität und Witz

Der OKACLU hat gemeinsam mit befreundeten Vereinen aus der Region einen Umzug mit 36 Zugnummern auf die Beine gestellt – und wieder bewiesen, wie viel Mühe und Kreativität in der Fastnacht stecken. Da rollten zum Beispiel ein detailechter Hogwarts Express aus Heddesbach, eine Zeitmaschine aus Löhrbach oder ein Haus des Geldes durch die Stoanischer Straßen.
Aber auch ohne fahrbaren Untersatz haben sich die Fußgruppen etwas einfallen lassen: So haben sich die Viertklässler der Steinachtal-Grundschule eine Rakete umgeschnallt, um zum Himmelstürmer zu werden, die „Montagswanderer“ lieferten sich einen Sumo-Kampf sich der Straße und der Posaunenchor Wald-Michelbach und auch die KKM Ober-Abtsteinach gaben ein musikalisches Ständchen.

Motoren und Kanonen

Jede einzelne Fußgruppe, Kapelle oder Wagenkonstruktion wurde humorvoll vorgestellt und mit einem dreifach-donnernden „Helau“ begrüßt. Während sich die Narrenkollegen von den Hussmouge aus Aschbach kurzerhand lautstark selbst ankündigten, war der Affolterbacher CCA mit über 70 Narren in Stoanisch aufgeschlagen.
Einige Zugnummern hatten es sich vorgenommen, in Sachen Lautstärke noch eins draufzulegen: Das selbst gebaute, laut knatternde Flugzeug „Wüstenfuchs“ hob beinahe ab – und das, nachdem es gerade noch rechtzeitig fertig geworden sei und am Tag zuvor den Verkehr in Siedelsbrunn aufgehalten habe, erklärte das Moderatorenduo. Konkurrenz machte dem eigentlich nur die fahrende Badewanne, die mit röhrendem Motor auf sich aufmerksam machte.

Prinzenpaar kommt mit Hofstaat

Kanonenknallen kündigte schließlich den Höhepunkt an: Das amtierende Prinzenpaar Prinz Maximilian II. vom Hindlongs Adel zu Danzig und Breslau und Prinzessin Justine I. winkten fröhlich lächelnd und Süßigkeiten werfend vom Prinzenschiff herab. Begleitet wurden sie von der Prinzengarde und Hofstaat – bestehend aus der Familie der Prinzessin – und dem riesigen roten Drachenkopf, den der Prinz bei seiner Einholung geritten hatte.
Zum Abschluss durfte auch das OKACLU-Urgestein, der Kater mit dem Schild „Jahrgang 1952“, nicht fehlen. Für die Narren in Stoanisch war das aber noch nicht das Ende: Nach dem Umzug verwandeltete sich der Ort in eine Partyzone.


Quelle www.wnoz.de
von Bettina Arndt, Melanie Kummer, Astrid Wagner